Heute war mal wieder so ein Tag. Ich habe meinen Mann schon mit einen bestimmten Satz begrüßen müssen, als er von der Arbeit kam, nämlich mit: >>Ich hab es schon wieder getan<<. Google ist so ein Arschloch und ich hab echt einen Kopfschuss! Aber Angst, du kannst mich mal!
Stopp, ich fang von vorne an. Murphy, so heißt unser Hund, wie du sicher weißt. Steht ja in meinem Blog unter “Über Mich”. Also weiter. Murphy hat einen Tumor im Kopf, laut Google, denn er hat Haarausfall. Ja, mein Kopf glaubt den Scheiß grad echt. Mein Mann kennt das schon. Wir müssen nun etwas lachen. Denn wir wissen beide, vor ein paar Wochen hatte Murphy noch Hautkrebs.
Angststörung – großes Drama
Der Hautkrebs war übrigens ein 1-Millimeter kleiner Punkt, ich schwör, Murphy hatte vorher keinen Punkt an dieser Stelle und er wuchs (nur mit der Lupe deutlich zu erkennen) und wurde erhaben. Die Fakten sprachen also für sich. Scheiße, dachte ich damals, ich lieb ihn doch so doll, was soll ich nur tun?
Du musst wissen, Ruhe bewahren und erstmal beobachten fällt mir in solchen Momenten so verdammt schwer. Ich kann das kaum aushalten, mir wird Schwindelig, die Panik überkommt mich und meine Muskeln ziehen sich zusammen und schmerzen. Von den schlaflosen Nächten, die ich in solch einer schweren Zeit habe, mal ganz abgesehen. Ich also mein Umfeld und vor allem mich, komplett verrückt gemacht und dann kommt Tag X. ER ist weg. Nein, nicht Murphy, sondern der verdammte Punkt/Krebs. Alles fällt in mir zusammen – die Last fällt ab, ich bin überglücklich, Tränen brechen aus (vor Glück und später dann vor Scham) und ich denk mir nur so: >> Mensch, Madeleine <<.
Erkenntnis abspeichern
Ich versuche diesen Moment, diese Erkenntnis abzuspeichern, denn ich weiß um meine Angststörung. Versuche diese Erfahrung, mein Drama um Nichts, zu sehen und mir vor allem zu merken, dass diese Geschichte mit einem happy End ausging und ich mich nicht immer so verrückt machen brauche. Ich schaff das, ich habe es begriffen, das war eine gute Lernerfahrung und wird mir so schnell nicht nochmal passieren, dachte ich.
Fehlanzeige! Denn heute, nur ein paar Wochen später, hat Murphy einen Tumor. Danke, Google. Und dabei hatte ich es mir doch schon so schön abgewöhnt, im Internet, bei irgendwelchen Wehwehchen, nachzuschauen. Kennst du vielleicht auch, denn egal was man Fragt, es kommt eh Krebs oder Tumor dabei raus. Also am besten gleich lassen. Gerade als Angstpatient.
Kopf hoch
Tja und nun? Kopf in den Sand stecken und mich verurteilen, weil meine Angst doch wieder zugeschlagen hat? Nö, das mache ich nicht mehr. Vor kurzen hätte ich über so einen Angstanfall noch nicht mit meinem Mann drüber lachen können. Also habe ich mich doch schon etwas weiterentwickelt und nehme das Ganze schon etwas lockerer. Ja, ich habe immer noch ein komisches Gefühl bei der Sache, aber ich werde die Gelegenheit als Übung nutzen. In diesem Sinne, liebe Angst, du kannst mich Mal!
Angst umwandeln
Mein erster Ansatz ist, ich frage mich nüchtern was die tatsächliche Situation ist. Dann Frage ich mich, was diese Situation für ein Gefühl in mir auslöst und was hinter diesem Gefühl steht. Hier mal kurz mein Beispiel:
– Situation: Murphy hat Haarausfall
– Gefühl: Angst
– was steht letztendlich hinter diesem Gefühl: Verlustangst
Nun habe ich in mir erstmal etwas Klarheit geschaffen. Ich frage mich jetzt, wann ich das erste Mal in meinem Leben Verlustangst hatte. Schaue was damals war, sicher war ich ein Kind und hilflos. Stelle fest heute bin ich erwachsen und handlungsfähig, nun fängt meine Arbeit mit dem inneren Kind an. Ich tröste die kleine Madeleine, habe Verständnis und erkläre ihr die Situation. So wie ich es jetzt mit einem realem Kind tun würde. Ich nehme dem Kind seine Ängste ab und zeige ihm, dass die große erwachsene Madeleine handeln kann und auch tut (in meinem Beispiel: Murphy ist in Behandlung bei einer Heilpraktikerin). Das Kind in mir darf loslassen und vertrauen.
Wissenswert: Angstkreislauf
Angst- und Panikzustände geschehen nicht einfach so, sondern wir kreieren sie uns selbst. Alles fängt mit einer kleinen Sache an. Diese schraubt man dann hoch zu Katastrophen und Schwups ist die Angst da. Und wir haben sie auch noch gefüttert, mit unserem Katastrophendenken. Fertig ist der Angstkreislauf.
Lösung: Ich bleibe bei der ersten Gegebenheit, welche ich wahrnehme (in meinem Fall: Haarausfall) und erlaube mir nicht, mich da hinein zu drehen.
Fazit: Gefühle ziehen automatisch die entsprechenden Gedanken an!
Es ist wichtig diesen Kreislauf der Angst zu erkennen und zu stoppen. Wünsch mir also auf meiner Mission “Kopfschuss ade”, gutes Gelingen. Von Herzen, deine Madeleine
Foto: Melanie Wiechert